Sind Stoffwindeln überhaupt noch zeitgemäß?

Würde ich meinem 20 Jährigem Ich erzählen, dass ich meinen Sohn mit Stoffwindeln wickle und jetzt sogar Familien bei ihrer Stoffwindelreise unterstützen möchte, würde es mich wahrscheinlich für verrückt erklären.

Die moderne Wegwerfwindel- schnell, praktisch und effizient

Ich weiß noch gut, wie mich meine Mama am Anfang meiner Schwangerschaft fragte ob ich mit Stoff wickeln würde. Ich habe nur die Augen verdreht und Nein gesagt. Stoffwindeln, wer macht denn in Zeiten von Pampers & Co. sowas? In einer Zeit, in der alles dahingehend optimiert wird schneller, besser, effizienter, moderner und arbeitserleichternder zu sein, wieso sollte man da auf alte Stofflappen zurückgreifen, die man waschen muss? Die Wegwerfwindel ist doch so praktisch. Schnell ums Kind gewickelt verspricht sie bis zu 12 Stunden Auslaufschutz. Klasse, da muss man sich ums Wickeln doch schon mal keine Gedanken mehr machen. Wird die Windel gewechselt rollt man sie praktisch zusammen, verschließt sie und wirft sie in den Müll. Der wiederum wird dann von der Müllentsorgung geholt und irgendwo hin gebracht. Aus den Augen aus dem Sinn. Was mit der Windel letztendlich geschieht, daran habe ich nie einen Gedanken verschwendet.

Eine Woche Wegwerfwindeln vs. ein Wickelleben Stoffwindeln

Es hat nur einen visuellen Vergleich gebraucht um meine ganze Denkweise zu ändern. Ich lag auf dem Sofa, frisch schwanger und so aufgeregt. Meine Abende verbrachte ich damit auf Instagram Postings mit dem Hashtag meiner Schwangerschaftswoche durchzusuchen. Und unter diesen Postings hat sich dann ein Bild versteckt. Es war der Vergleich einer Dame, die neben einem Stapel gefalteter Tücher saß und in der Hand einen Müllsack voller Windeln hielt. Der Titel lautete in etwa: Eine Woche Wegwerfwindeln und ein Wickelleben Stoffwindeln

1 Tonne Windelmüll bis das Kind trocken ist  

Wow! Ich war schockiert. Wenn ein so kleines Wesen in einer Woche diesen riesigen Haufen Müll produziert, wie viel wird das dann auf 2-3 Jahre gerechnet werden? Und wo soll das alles hin? In unsere 80 Liter Mülltonne sicherlich nicht.

Daraufhin habe ich Google geöffnet und losgelegt. Stoffwindeln gegoogelt und seitenweise Infos gelesen. Zum Beispiel, dass der Windelmüll verbrannt wird und die Schlacke nicht entsorgt werden kann. Dass ein Kind eine Tonne Müll an Windeln produziert und dass die Windel 500 Jahre braucht um zu verrotten, wenn sie nicht verbrannt wird und zu giftiger Schlacke wird.

Erdöl und Superabsorber am Babypopo

Ein anderer Knaller waren die Inhaltsstoffe einer Wegwerfwindel. Wissen Eltern eigentlich, was sie ihrem Kind da an den empfindlichen Popo wickeln? Die meisten vermutlich nicht, denn sonst würden sie es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können chemische Superabsorber, Erdöl und Chemikalien stundenlang an ihr Kind zu lassen. Ich wusste es ehrlich gesagt bis dahin auch nicht. Denn wieso sollte die Industrie Dinge entwickeln, die schädlich fürs Kind sind? Sobald ich Mama geworden bin habe ich allerdings festgestellt, dass es noch mehr Dinge auf dem Markt gibt, welche für Kinder entwickelt worden sind und ein absoluter Graus für die Gesundheit sind. Aber das ist ein anderes Thema.

1500 Euro in die Tonne?

Kostentechnisch sind die Stoffwindeln auch unschlagbar. Für 3 Jahre kann man ungefähr mit 500 € für Stoffwindeln rechnen (Luft nach oben ist natürlich vorhanden). In Wegwerfwindeln sind das 1500-2000 €. Und die sind dann einfach weg, im Müll, zu Schlacke verbrannt. Stoffwindeln können wiederverwendet werden. Entweder fürs nächste Kind oder man verkauft sie. Und zur Not dienen sie auch noch als hervorragende Putzlappen. Somit sind die 500 € gut investiert.

Die moderne Stoffwindel

Die modernen Stoffwindeln haben übrigens nichts mehr mit den sperrigen Plastiküberhosen von früher zu tun. Auch in diesem Bereich wurde weiterentwickelt und die Stoffwindel optimiert. Sie ist genauso effizient wie die Wegwerfwindel, wenn nicht sogar effizienter. Saugtests haben sogar gezeigt, dass man mit Stoffwindeln die Saugleistung sogar noch übertreffen kann. Es gibt verschiedenste Materialien mit den verschiedensten Funktionen. Es kann Nässe vom Kind ferngehalten werden, es gibt Materialien mit Kühlungseffekt und das alles ohne Chemie. Und optisch gibt es die süßesten Muster, Farben und Motive. Eine schnöde Wegwerfwindel kann damit nicht mithalten.

12 Stunden Auslaufschutz- besser geht’s doch gar nicht?

Ach ja, in der Werbung wird ja immer gezeigt wie toll die Wegwerfwindeln saugen und überhaupt keine Nässe am Kind bleibt. Auch darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht und fand das doch positiv und wünschenswert. Wer mag denn schon die ganze Zeit einen nassen Popo haben?

Die Wahrheit ist, dass alles vom Kind weggesaugt wird. Sämtliche Feuchtigkeit wird der Haut entzogen, sie muss ständig eingecremt werden (Fragt mal Stoffwindeleltern wie viel Windelcreme sie verwenden 😉 ) und die Babys neigen zu Windeldermatitis. Dass die Ursache vermutlich an den Windeln liegt wird den wenigsten bewusst sein. Außerdem ist das Nässefeedback so wichtig um trocken zu werden. Denn woher soll denn ein Kind wissen, dass es in die Windel gepinkelt hat, wenn es nichts spürt? Aber darüber schreibe ich mal einen eigenen Blogbeitrag.

Und jetzt?

Heute würde ich meinem 20 Jährigem Ich zulächeln und ihm alles erzählen was ich heute weiß. Und zwar, dass es in Zeiten von Umweltkatastrophen und Klimawandel nicht mehr zeitgemäß sein kann mit Wegwerfwindeln zu wickeln. Für unseren Planeten und vor allem für die Gesundheit unserer Kinder gibt es keine Alternativen.

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